Morgen, Morgen, nur nicht heute – Wohnumfeld altengerecht gestalten
„Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute“ – kennen Sie diesen Spruch? Meine Eltern hatten uns als Kinder immer damit angetrieben, wenn wir z.B. unser Zimmer HEUTE aufräumen sollten und wir es aber auf MORGEN verschieben wollten.
Morgen, Morgen, nur nicht heute
Jahrzehnte später hat sich meine Mutter leider nicht an ihr eigenes Motto gehalten: obwohl wir immer wieder im Gespräch hatten, das Bad altengerecht zu sanieren und auch sonst im ihrem Wohnumfeld Veränderungen vorzunehmen, die ihren Alltag als Seniorin vereinfachen könnte, hörte sie sich diese Vorschläge zwar an, beendete aber dann die Diskussion mit den Worten „Nicht heute, es geht ja noch.“
Ein Oberschenkelhalsbruch später sieht die Sache leider anders aus und in Windeseile mussten wir ein Bad sanieren, einen Treppenlift einbauen und auch andere Verbesserungen vornehmen, um ihr Leben wieder zur „Normalität“ zu bringen.
Grund genug für mich, liebe Leserschaft, Sie an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Aus Erfahrung wird man klug, ist auch so ein Spruch! Vielleicht hilft Ihnen mein Erlebtes, um Gespräche mit Eltern oder anderen nahestehenden Menschen zu beginnen, die in einer ähnlichen Situation sein könnten.
Das Leben verändert sich binnen Sekunden
Machen wir mit Zitaten weiter: „Morgen ist auch noch ein Tag“, so sagt es Scarlett O`Hara im Film „Vom Winde verweht“. Ja, das stimmt, aber morgen kann auch zu spät sein. Ein Moment der Unaufmerksamkeit, ein Griff ins Leere und ein Sturz verändert das Leben binnen weniger Sekunden.
Nicht nur Reden – sondern umsetzen und zwar gleich!
Es gibt Verbesserungen, die man schnell und unkompliziert umsetzen kann und andere, die mit größerem, auch finanziellem Aufwand, gestemmt werden müssen. Veränderungen sind immer unbeliebt, denn sie reißen uns aus der gewohnten Routine und besonders für alte Menschen, die evtl. auch mit Demenz zu tun haben, können Veränderungen im Umfeld Ängste auslösen. Als ersten Ratschlag bekommen Sie daher meistens von Beratenden genannt, keine Maßnahmen, „einfach so über den Kopf hinweg“ zu entscheiden und umzusetzen. Respektieren Sie die Wünsche des anderen und nehmen Sorgen und Ängste wahr und ernst. Nur so können Veränderungen akzeptiert und schlussendlich auch umgesetzt werden.
Eine Aufgabe, bei der Sie viel Geduld mitbringen müssen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es z.B. nicht leicht ist, die Einsicht über die sinnvolle Einrichtung eines Hausnotrufs zu erzielen. Häufig wird die Sorge geäußert, dass fremde Menschen freien Zugang zum Haus/Wohnung haben könnten. Oder es wird als Bevormundung empfunden. Wenn man sich mit den verschiedenen Anbietern von Hausnotrufen befasst (Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter) stellt man fest, es gibt verschiedene „Pakete“ die man für die Sicherheit buchen kann. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass sofort jemand mit dem Schlüssel ins Haus/Wohnung gestürmt kommt. Sicherheit beginnt häufig im Kopf, besonders für die Angehörigen. Zu wissen, dass im Falle eines Unwohlseins oder Unfalls mit einem Knopfdruck Hilfe geholt werden kann, ist extrem hilfreich. Die Horrorvorstellung, ein geliebter Mensch liegt stunden,- oder sogar tagelang hilflos in der häuslichen Umgebung, ist enorm belastend.
Zeitdruck ist ein schlechter Berater
Klar war, dass das Bad mit seiner großen Badewanne mit dem besonders hohen Einstieg wird weichen müssen. In der Badewanne hatte eh so gut wie nie einer gebadet, der Einbau einer Dusche war daher eine logische Konsequenz.
Wir mussten das Bad bis auf die Grundmauern abbauen und neu aufsetzen. In Corona-Zeiten ist es sehr schwierig, entsprechend Handwerker zu finden, die zeitnah Arbeiten ausführen können. Wir hatten einen enormen Zeitdruck, denn der Entlassungstermin aus dem Krankenhaus rückte täglich näher und ohne ein halbwegs funktionstüchtiges Bad hätte meine Mutter nicht nach Hause kommen können. Ich konnte mich auf mein sehr gutes Netzwerk an Handwerkern verlassen und bin da einigen Firmen und Handwerkern sehr dankbar, dass sie sich entsprechend eingesetzt haben.
Mein Tipp: Zeitdruck ist kein guter Berater, egal, welche Dinge Sie im Leben in Angriff nehmen wollen. Ich kann Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, rechtzeitig zu planen und in Ruhe umsetzen.
Für Wohnumfeldveränderungen (z.B. Badsanierungen, Einbau Treppenlift) können Sie bei Ihrer Krankenkasse Zuschüsse beantragen. Diese Zuschüsse können bis zu € 4.000,- betragen. Auch gibt es Zuschüsse und Darlehen über KfW Förderungen, die man abrufen kann. Diese Fördermittel sind an bestimmte Bedingungen geknüpft (und inwieweit der gesamte Fördertopf finanziell noch nicht ausgeschöpft ist). Lassen Sie sich beraten: entweder von der Verbraucherzentrale oder einem Architekten (was mit Honorarkosten verbunden ist) oder direkt von der KfW (Link am Ende des Artikels).
Das Haus der Treppen
Dass unser Elternhaus nicht altengerecht ist, war uns stets bewusst. Wir haben ein Haus der Treppen und das war nun die Crux. Alle Etagen würde meine Mutter nicht mehr begehen können und wir haben uns dann für eine Treppenlift-Variante entschieden. Treppenlift-Anbieter gibt es einige, aber schlussendlich haben wir uns für den Marktführer „Lifta“ entschieden (nein, für die Erwähnung bekomme ich keine Provision, nur so als Anmerkung ?) Die Planung, Aufbau und Abwicklung lief unkompliziert und zügig. Der Lifta Mitarbeiter hat uns den Antrag bei der Pflegekasse vorbereitet und abgeschickt. Das Vermessen und Planen des Lifts hat gut 1 Stunde in Anspruch genommen, der Aufbau schlussendlich 8 Stunden (EG und 1.OG wurden verbunden).
Lifta bietet verschiedene Möglichkeiten und Designs an, auch eine „Second-Hand“ Variante, bei der die Bauteile aus einer anderswo abgebauten Anlage bestehen. Es ist eine (wie ich finde) nachhaltige und etwas kostengünstigere Alternative.
„Hätte, hätte – Fahrradkette“
Ich bin immer beeindruckt, wenn ich bei Kunden im Haus sitze und wir über einen möglichen Verkauf sprechen, wie zielstrebig und realistisch manch einer/eine ist. Wenn man den Mut aufbringt, sein gewohntes Umfeld aufzugeben, vielleicht ein großes Haus mit Garten, den man Jahr ein – Jahr aus gepflegt hat, um sich nun ein Lebensumfeld zu schaffen, das weniger arbeitsintensiv ist.
Dieser Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt aktiv zu gestalten, ist ebenso mit Ängsten und Unsicherheiten verbunden und bedarf auch finanzieller Mittel. Doch wer sich rechtzeitig damit auseinandersetzt, wird unter Umständen nicht „kalt erwischt“ und wirft sich später vor „Hätte ich nur, hätte ich nur…“
Haben Sie Fragen zum Thema, melden Sie sich einfach bei mir (auch, wenn Sie planen Ihr Haus zu verkaufen, aber das dachten Sie sich schon, oder? ? ). Ich kann Ihnen sicher den einen oder anderen Tipp geben, denn meine Erfahrung ist noch frisch und die Kontakte „heiß“.
Und ja, meine Mutter hat sich erholt und fährt begeistert mit dem Lifta durchs Haus
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Weiterführende Infos finden Sie hier:
https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestandsimmobilien/